Das Institut für Botanik und Landschaftsökologie in der Grimmer Straße 88 weist trotz seines dank der weinberankten Fassade durchaus ansprechenden Äußeren gravierende Baumängel auf. Diese gehen aus der durch den AStA mit Hilfe der Studierenden erstellten Mängelliste zu Seminarräumen, Bibliotheken und Hörsälen hervor. Die Botanik ist dabei nur ein Fall unter vielen an der Uni Greifswald – auf der Liste taucht beispielsweise auch die Anglistik auf, welche am 24.11. mit zahlreichen Patchwork-Decken verhüllt wurde, um auf die Lehr- und Raumsituation des maroden Gebäudes aufmerksam zu machen.

Da die Liste bisher nicht im Internet verfügbar war, hat der webMoritz sie hochgeladen, sodass sie nun hier eingesehen werden kann. Einige Punkte auf der Liste, die aus dem September stammt, wurden inzwischen abgearabeitet. Die Liste wird jedes Semester vom AStA erstellt und mit der Uni-Verwaltung Punkt für Punkt durchgegangen. Die nächste Liste soll im Januar erstellt werden. Wer auf ein Problem hinweisen will, kann sich an AStA-Referentin Paula Zill wenden.

Botanik: Durchregnen, Schimmel, rissige Tafel

Der Hörsaal des Botanischen Instituts

Der Hörsaal des Botanischen Instituts

Der Hörsaal des botanischen Instituts wirkt beim Beteten düster-altehrwürdig mit dunklen Bankreihen, braunem Linoleum und olivgrünen Vorhängen vor den bis unter die Decke reichenden Fenstern.Dann wird der Blick auf die rissige Tafel gelenkt, deren Aufhängung wenig Vertrauen weckt. Knarrende Stufen und Pulte mit der Aufschrift „Defekt“ fügen sich gemeinsam mit der abblätternden Farbe der Fenster ins Gesamtbild ein.
Eine abschließende Begutachtung von Wänden und Decke bezeugt die Berichte von Studenten, dass es in den Hörsaal auch hereinregnet (obwohl noch eine vollständige Etage über diesem liegt). Auf der AStA-Mängelliste tauchen zudem Schimmel und, noch schwerwiegender, Hausschwamm auf.

Abblätternder Putz und Risse in den Wänden bezeugen den schlechten Zustand des Hörsaals

Abblätternder Putz und Risse in den Wänden bezeugen den schlechten Zustand des Hörsaals

Das ehemalige Bahngebäude habe, wie es einer der am Institut lehrenden Dozenten, Professor Peter König, formuliert „durchaus einen gewissen Charme, vor allem durch die Einrichtung. Es ist eben kein gewöhnlicher Hörsaal“. Gerade auch deshalb sei es bedauerlich, dass unter anderem wegen des geplanten Umzugs des Instituts in die Liegenschaften in der Löfflerstraße derzeit kein Geld für Sanierungsarbeiten zur Verfügung stehe.

Für die Sanierung fehlt Geld, der Umzug ist nur langfristig geplant

Laut Paula Zill, AStA-Referentin für Studium und Lehre, wäre eine Kernsanierung des Instituts teurer als ein Umzug. Vorläufig werde geprüft, das Institut in die Soldmannstraße 23, in welcher sich unter anderem bereits Räumlichkeiten der Succow-Stiftung befinden, umzusiedeln, bevor der endgültige Wechsel in die alte Kinderklinik stattfinden soll. Die Universität zeige sich dabei „sehr kooperativ, es wird das Beste getan. Nur leider fehlt momentan das Geld.“

Es wurden durchaus bereits Renovierungsarbeiten vorgenommen, wie Jan Meßerschmidt, Pressesprecher der Universität, mitteilt. So sei bereits 2004-2006 Schwammbefall entfernt und auch das Dach im Sommer diesen Jahres abgedichtet worden.  Weitergehende Dachreparaturen und eine Renovierung des Hörsaals seien für das kommende Jahr in Planung. Auch sollen, finanziert aus Mitteln für die Bahnparallele, 12 Schallschutzfenster eingebaut werden.

Botanik könnte Hörsaal in der Soldmannstraße nutzen

Seinen Informationen nach erfolge der Umzug in die alte Kinderklinik, Soldmannstraße 15, ab 2012 und werde sich bis 2015 hinziehen. Der dortige Hörsaal könne bei Bedarf aber bereits jetzt durch die Botanik genutzt werden, wovon bisher kein Gebrauch gemacht worden sei. Lediglich ein kleinerer Raum der Soldmannstraße 23 ist bereits in Benutzung. Auch Angebote, Hörsäle in der Rubenowstraße 1 zu nutzen, habe die Botanik aufgrund des aufwändigen Transportes von Anschauungsmaterialien abgelehnt.

In der Soldmannstraße 23 sollen ab 2010 vier Arbeitsräume für die Botanik hergerichtet werden. Die Gesamtkosten für die Realisierung der Umzugspläne, welche auch einen Laborneubau beinhalten, sind mit 13 Millionen Euro veranschlagt.

Bilder: Textautorin