Licht flackert. Musik dröhnt aus den Boxen. Der Geokeller platzt aus allen Nähten. Die Tanzfläche ist rappelvoll. Keinen hält es mehr auf den Sesseln. „Ich tanze für mein Leben gern. Wenn die Musik stimmt, muss ich mich einfach dazu bewegen”, sagt Svenja Hönniger. Die 25-Jährige ist eine von vielen, die das Wochenende tanzend einläuten. Doch keine Party ohne Musik. Kein Club ohne DJ. Viele Augen richten sich auf die Plattendreher, die darüber entscheiden, wann welcher Song eingespielt wird.

moritz-print-mm75-24-universum-greifswalder-djs-benjamin-bekeschus„DJ’s sind dazu da, den Abend zu gestalten”, sagt Philipp Priebe. Das Geokeller-Mitglied war zwei Jahre für das DJ-Booking des Studentenclubs in der Jahnstraße verantwortlich. „In der Regel fragen wir die Leute, ob sie auflegen wollen. Das sind oft Freunde oder Bekannte.” Viel läuft über Kontakte. „Manchmal kommen aber auch DJ’s auf uns zu und fragen nach Auftrittsmöglichkeiten.” Auf Vielfalt wird Wert gelegt. „Wir sind in unseren Planungen relativ flexibel. Auf musikalische Wünsche der Gäste können wir reagieren”, sagt Priebe. Die Auswahl der DJ’s liegt aber letztlich in den Händen der Clubmitglieder.

„Wir versuchen, vor allem alternativ zu sein und lassen DJ’s auftreten, die uns gefallen.” Dabei werden den Plattenauflegern möglichst viele Freiheiten eingeräumt. „Wir können keinem DJ vorschreiben, was er zu spielen hat”, erklärt Priebe. Besonders gut besucht sind im Moment Partys, auf denen elektronische Musik, Rock oder Indie gespielt werden. „Das beachten wir natürlich auch bei unserer DJ-Auswahl.”

Jeder der DJ’s bekommt für seinen Auftritt eine Aufwandsentschädigung. „Das ist aber nicht viel”, sagt Philipp Priebe mit Bedauern. „Ich bin schon oft ohne Gage aufgetreten. Reich kann man vom Auflegen nicht werden”, bestätigt Sander Bekeschus. Seit acht Jahren ist Bekeschus als DJ unterwegs. „Musik ist und bleibt meine Leidenschaft.” Der 23-Jährige besitzt rund 1800 Platten. Auch Turntables hat er in seiner Wohnung stehen. Die Technik nutzt er, um sich auf Auftritte vorzubereiten. „Drei bis vier Stunden brauche ich jeweils, um die richtigen Platten auszuwählen.”

moritz-print-mm75-24-universum-greifswalder-djs-image-02-benjamin-bekeschusBekeschus legt in der Regel ein- bis zweimal im Monat auf. „Dabei mag ich vor allem Clubs mit dirty touch. Die Atmosphäre ist an solchen Orten sehr gut.” Auf das Publikum versucht Bekeschus immer einzugehen. „Ich lege schließlich nicht auf, um mich feiern zu lassen, sondern um die Leute tanzen zu sehen.” Als einen guten DJ beschreibt er einen Musikliebhaber, der die Trackauswahl und -reihenfolge sowie das Mixing beherrscht. „Selbst die tollste Platte muss erstmal in Szene gesetzt werden. Außerdem muss ein DJ über Zurückhaltung und ein gewisses Einfühlungsvermögen verfügen.”

Auch für Silvio Marquardt ist es wichtig auf Wünsche des Publikums reagieren zu können. Der gebürtige Greifswalder ist ein erfahrener DJ, der seit 16 Jahren in ganz Europa auflegt. „Dabei habe ich schon vor 5.000 Leuten gespielt. In Greifswald trete ich im Moment oft auf Partys mit rund 400 Gästen auf.” Bei seinen zahlreichen Reisen hat der ehemalige Student der Uni Greifswald geographische Unterschiede im musikalischen Geschmack festgestellt. „In Greifswald muss ich anders auflegen als in Frankfurt. Was in der einen Stadt total angesagt ist, kann in der anderen schon längst out sein.”

Marquardt produziert selbst Platten in seinem Studio. Rund 20.000 Platten nennt der DJ sein eigen. Neben seiner Berufstätigkeit widmet er einen Großteil seiner Freizeit der Musik. „Vor meinen Auftritten übe ich jeweils ein bis zwei Stunden. Für Plattenpressungen, Organisation und Booking gehen zusätzlich vier bis fünf Stunden drauf.” Ein zeitintensives Hobby. „Versuche, das DJ-Dasein zum Beruf zu machen, sind aber leider bisher gescheitert.” Die Leidenschaft zur Musik lässt ihn trotz der Rückschläge nicht los. Deshalb wird er auch weiterhin auflegen. „Ein Leben ohne Platten kann ich mir einfach nicht vorstellen.”

Autor: Grit Preibisch Fotos: Benjamin Bekeschus